Woher kommen meine Sitzprobleme?

Sitzprobleme können sehr viele verschiedene Ursachen haben. Hier sind einige davon:

Falsches Selbstbild
Durch die natürliche Schiefe des Menschen kann es sein, dass du ein falsches Bild deiner Körperhaltung hast. Das kommt daher, dass das Gehirn deine übliche Haltung und deine Bewegungen, die du immer so machst, wie du sie machst, als gerade und ausbalanciert abspeichert. Der Mensch ist nunmal ein Gewohnheitstier und schlechte Angewohnheiten wird man nicht so schnell los.
Das heißt, dass du auf dem Pferd Fehler machen kannst, derer du dir nicht bewusst bist, weil sie sich für dich schon im Alltag völlig normal, entspannt und ausbalanciert anfühlen.

Reitlehrer
Jeder hat im Reitunterricht schon die typischen Anweisungen des Reitlehrers gehört, z.B. "Absatz tief!", "Bein dran!" oder "Oberkörper zurück!". Solche Anweisungen korrigieren Sitzprobleme da, wo man sie sehen kann, da, wo sie vom Idealbild des Reitersitzes abweichen.
Fakt ist aber, dass ein Reiter niemals losgelassen und ausbalanciert sein kann, wenn er sich in eine bestimmte, vorgegebene Idealhaltung zwingt, die ohnehin niemals in Perfektion erreicht werden kann. Das ist nicht anders als beim Pferd (außer, dass das Pferd sich nicht selbst zwingt, sondern vom Reiter gezwungen werden kann). 
Sitzprobleme wie ein Hochgezogener Absatz, schlackernde Beine und ein nach vorne geneigter Oberkörper u.s.w. sind nur Symptome von Verspannungen und/oder anderen Fehlhaltungen des Reiters, die ihre Ursache nicht unbedingt an der Stelle im Körper haben müssen, wo sie sichtbar werden.

Sattel
Der Sattel muss nicht nur dem Pferd passen, sondern auch dem Reiter. Zu kleine oder zu große Sitzflächen erschweren dem Reiter einen losgelassenen, ausbalancierten Sitz.
Es gibt auch spezielle Dressursättel mit extragroßen Pauschen, die das Bein in der richtigen Position fixieren sollen. Das sieht dann von unten schön aus, aber da das Bein in diese Position gezwungen wird, ist der Reiter nicht losgelassen. Eine ruhige Beinlage ist das Resultat eines losgelassenen und ausbalancierten Sitzes und nicht umgekehrt. 
Wichtig ist auch die richtige Steigbügellänge, zu kurze oder zu lange Steigbügel können Störfaktoren sein. Ebenso kann die Aufhängung der Bügel unvorteilhaft sein, wenn sie für den Reiter  zu weit vorne oder hinten angebracht ist.

Körperliche Einschränkungen
Viele Menschen haben auch körperliche Einschränkungen, die beim Reiten stören können. Weit verbreitet sind Fehlstellungen der Wirbelsäule. Aber auch Beschwerden in Gelenken, Verkürzungen von Sehnen und Blockaden besonders im Rücken können es dem Reiter erschweren.
Selbst meine Sehbehinderung erschwert mit das Reiten, weil ich mich durch mein rechts blindes Auge gerne nach rechts verdrehe und durch meine stark eingeschränlte Sicht am liken Auge häufig nach vorne lehnen muss und dabei einen Buckel mache, z.B. beim Lesen, Fernsehen, um erkennen zu können, welcher Bus gerade kommt etc.

Stress und Ängste
Auf Stess und Angst reagiert der menschliche Körper, wie auch der des Pferdes, mit Verkrampfungen, die in der Natur die ständige Flucht- oder Angriffsbereitschaft ermöglichen. Wer also nach einem stressigen Arbeitstag oder einem Streit mit seinem Partner aufs Pferd steigt, muss sich nicht wundern, wenn er nicht losgelassen sitzen kann. Genau so verhält es sich mitt Angst beim Reiten.

Exterieur des Pferds
Normalerweise heißt es, und diese Ansicht vertrete auch ich in 99% aller Fälle: "Das Problem sitzt immer im Sattel."
Dennoch kann es für eien korrekten Reitersitz auch Störfaktoren im Körperbau und im Bewegunsablauf des Pferds geben. Z.B. ein zu flacher, zu weit vorne liegender Widerrist, nicht genügend schräge Schultern, ein fetter Weidebauch u.ä. erschweren es dem Reiter, die richtige Haltung auf dem Pferd einzunehmen. Das heißt aber nicht, dass ein losgelassener, ausbalancierter Sitz dadurch unmöglich wird. Er wird lediglich erschwert und weicht vom Idealbild des Reitersitzes ab.

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